10.5.2014: Dritte Etappe von "Komm mit, ich zeig Dir meine Stadt!" - Begegnungen mit römischen Zuwanderern!

Trotz widriger Umstände - es goss bereits seit Stunden wie aus Kübeln - trafen sich am 10.05. sechs unerschrockene Kinder der sonst 15-köpfigen Runde samt Eltern und Lehrern, um zum dritten Mal mit auf Erkundungstour durch Bonn zu gehen.
Im Schutz der Bäume am Bonner Hofgarten fand sich das kleine Trüppchen unter regennassem Himmel zusammen. Dort konnte Stadtführer Rainer Selmann noch unter Regenschirmen ein wenig von der Geschichte des Hofgartens erzählen, bevor es in trockenere Gefilde ging: in die auf dem nahegelegenen Gelände des Collegium Albertinum befindlichen antiken Badeanlagen der Römer. Als dies verkündet wurde, fragte Mika noch ungläubig: „Da gehen wir jetzt hin?“, bevor sich die Gruppe – einige Regentropfen später – auch schon in den mittlerweile unterirdisch gelegenen Anlagen einfand.
Bei näherer Betrachtung der insgesamt gut erhaltenen Überreste, stellten sich dann aber doch einige Fragen, wie etwa die, wozu die schachtförmigen Öffnungen in den Wänden der Bäder dienten – oder wie Arvid fragte: „Was ist in der Höhle?“ – Für Mika war die Sache klar: „Das sieht aus wie ein Pizzaofen!“ Die Erklärung des Stadtführers: in diesen Öffnungen wurde Feuer gemacht, um die Bäder zu beheizen. Das rief nun aber wirklich Arvids entschiedenen Widerspruch auf sich: „Aber da war doch Wasser!“
Diesen Einwurf nutzte Rainer Selman um klarstellen, dass die Wände, vor denen sich die Stadtspaziergänger befanden, damals den Wänden des Kellergeschosses entsprachen. Dieser wurde mit Feuerstellen beheizt, sodass sich die Römer nach dem Baden auf den warmen Boden über dem Keller trocknen konnten. – Und das soll stimmen? Noah jedenfalls blickte skeptisch auf das Loch in der Wand und kratzte sich am Kopfe, als traue er der ganzen Geschichte nicht. Klingt ja auch – durchnässt wie alle waren – zu schön, um wahr zu sein: eine Fußbodenheizung im alten Rom...
Danach ging es wieder hinaus, in den mittlerweile schwächer gewordenen Regen: vorbei an der roten Telefonzelle, die „aus England“ stamme, wie einer der jungen Globetrotter zu berichten wusste. Noah sprang kurz hinein, warf einen Blick auf das darin aufgestellte Bücherregal und las voll freudiger Erregung einen Buchtitel vor: „Hurra, es sind Ferien!“, zur Enttäuschung aller – leider eine fiktive Geschichte... Dann ging es weiter zum Alten Zoll und vorbei am Ägyptischen Museum. Wieder am Hofgarten angekommen waren, erfuhren die Kinder, dass die Universität nach dem Krieg von Studenten wiederaufgebaut worden sei. Unsicher fragte Arvid anschließend seine Mutter: „Hast du auch die Uni aufgebaut?“ – Was für heiteres Gelächter sorgte.
Abschließend stand noch ein Besuch im neu gestalteten Universitätsmuseum auf dem Programm. Dort sorgte insbesondere eine Nachbildung von Pauls Teilchenfänger für größte Aufregung: Die Erprobung der Fliehkräfte und deren Effekt, wenn man seinen Finger in die Nachbildung legt, schien ungeahnte physikalische Interessen wachzurufen – doch dann war der Spaziergang auch schon wieder an seinem Ende angelangt. Das nächste Mal steht erneut die Erkundung römischen Erbes auf dem Programm – dann aber in der Bonner Altstadt.
Das Projekt Komm mit, ich zeig Dir meine Stadt wird mit den Schülern der Klasse 2a der Andreasschule, Bad Godesberg, durchgeführt. Es möchte den Kindern mit und ohne Zuwanderungshintergrund Gelegenheit schaffen zu gemeinsamen Erlebnissen auch außerhalb der Schulzeit. Je ein Elternteil ist auch eingeladen. In sechs geführten Stadtspaziergängen lernen die Kinder auf kindgerechte Weise ihre Stadt kennen, gewinnen Selbstbewußtsein und idenfizieren sich stärker mit ihrem Heimatort. Auch die Eltern mit unterschiedlichen Hintergründen verbindet ein gemeinsames Erleben uns schafft Vertrautheit und Ansatzpunkte zu einem stärkeren Austausch untereinander. Dieses Projekt können wir mit Förderung des Bonner Spendenparlaments durchführen.
Text: Philip Freytag
Fotos: Alexa Wiese