Gudrun Lienhard ist 61 Jahre alt und arbeitet als Büroangestellte. Für den Verein engagiert sie sich seit Februar 2018 und ist die BuchPatin von zwei afrikanischstämmigen Mädchen (11 und 12 Jahren) aus der gleichen Familie, die an der Elsa-Brändström-Schule sind, bzw. waren.
1.Wie sind Sie auf den Verein aufmerksam geworden? Warum haben Sie sich für Kultur verbindet e.V. entschieden?
- Ich bin über einen Zeitungsartikel im Generalanzeiger zum Verein gekommen und es ging recht schnell mit der Lesepatenschaft an der Schule. Das Lesen macht mir sehr viel Spaß! Ich habe selber drei Kinder, die immer viel gelesen haben. Durch das Lesen haben sie unheimlich viel über andere Menschen, Länder, Kulturen und einiges mehr erfahren. Ich finde es schade, wenn Kinder überhaupt keine Lust zu Lesen haben und sich nur mit elektronischen Medien beschäftigen. Ich wollte genau mit diesen Kindern meine Leidenschaft für das Lesen teilen, denn das Lesen eröffnet einem neue Welten!
2. Was läuft gut? Was läuft weniger gut? Mit welchen Schwierigkeiten haben Sie zu tun?
- Meine Patenkinder sind ganz nette Kinder. Ein Mädchen ist sehr kreativ und künstlerisch veranlagt und sehr wissbegierig, aber sie kann Zuhause nicht entsprechend gefördert werden. Und das tut mir sehr leid! Die Mutter des anderen Lesepatenkindes ist alleinerziehend und zurzeit in Afrika, sodass das Kind bei der Oma lebt. Die Kinder haben in der Freizeit sehr wenig soziale Kontakte zu Gleichaltrigen außerhalb der Familie. Das ist sehr traurig, aber ich versuche, sie von meiner Seite aus ein wenig zu unterstützen. Mehrmals habe ich z.B. die Freundinnen der Kinder zu mir nach Hause eingeladen, damit sie die Zeit miteinander verbringen können. Das war für alle Beteiligten ein Gewinn.
Ich unterstütze die Kinder wo ich nur kann. Sei es bei den Schulanmeldungen für die weiterführende Schule, bei Arztbesuchen, Fahrten zu den Therapiestunden, Gespräche mit Behörden, Vertreten der Erziehungsberechtigten auf Elternabenden und bei Lehrergesprächen oder sonstige organisatorische Dinge. Wir nehmen auch regelmäßig gemeinsam an den Kulturangeboten und Veranstaltungen von Kultur verbindet e.V. teil und verbringen dann den Rest des Tages bei uns zuhause mit Spiel und Spaß.
3. Wie gestaltet sich Ihre Patenschaft/ Ehrenamtsarbeit unter den Coronabedingungen? Können Sie sich vorstellen, dass der Einsatz von digitalen Medien Ihnen dabei helfen kann?
- Während des ersten Lockdowns im Sommer haben wir im Garten mit Abstand gelesen. Das ging ganz gut! Beim zweiten Lockdown haben wir eine Zeit lang ausgesetzt, weil ich gedacht habe, dass die Pandemie bald vorbei sein wird. Das war aber nicht so. Jetzt treffen wir uns wieder zum Lesen mit Masken und Abstand. Die Kinder kommen dafür einmal in der Woche zu mir nach Hause. Das ist zwar ein gewisses Risiko für mich und meinen Mann, weil wir beide über 60 Jahre alt sind, aber das nehmen wir in Kauf.
Ich könnte mir den Einsatz von digitalen Medien für meine Patenschaft vorstellen. Allerdings finde ich, dass dann der persönliche Kontakt fehlen würde. Ich unterstütze die Kinder nicht nur beim Lesen, sondern auch in ihrer persönlichen Entwicklung durch gemeinsame Aktivitäten. Es ist viel persönlicher, weil ich ihnen so nebenbei manches vermitteln kann und dabei auch einiges von ihnen und ihrem Leben erfahre.
4. Schildern Sie bitte das schönste Erlebnis in Ihrer Ehrenamtsarbeit?
- Sehr schwer zu sagen! Wir haben so viel mit den Kindern unternommen und so viele schöne Momente in den vergangenen drei Jahren erlebt. Ein Beispiel dafür ist Heiligabend 2018. Wir hatten die Kinder zu uns nach Hause eingeladen. Nach dem Essen haben die beiden Lesepatenkinder unserer Familie „Weihnachten im Stall“ von Astrid Lindgren vorgelesen. Plötzlich klopfte der von uns bestellte Weihnachtsmann an die Terrassentür und betrat das Wohnzimmer. Er hatte ein großes goldenes Buch dabei und wusste so allerhand über die Mädels zu erzählen und wollte auch einiges von ihnen wissen! Das war eine große Überraschung! Die Kinder rätselten lange, wer sich wohl hinter dem langen weißen Bart verborgen hat! Das war emotionales Erlebnis! Daran denke ich gerne zurück!
5. Was wünschen Sie sich und dem Verein für die Zukunft?
- Mein Wunsch wäre es, dass die Corona-Einschränkungen bald vorbei sind und die Kulturangebote, Ausflüge in die Natur und Workshops vom Verein wieder stattfinden. Das wäre eine schöne Sache! Sonst bin ich mit Allem zufrieden und denke immer positiv. Für mich gibt es kein halbleeres Glas, sondern bei mir ist das Glas immer halbvoll. Und das bringt mich immer weiter!